InterVal präsentiert auf einer Fachtagung Ergebnisse zu Entwicklungsbedarfen in den Hilfen zur Erziehung in Sachsen

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Wie erleben junge Menschen in Sachsen den Alltag in stationären Jugendhilfeeinrichtungen sowie die individuelle Hilfeplanung? Was brauchen sie für ihre persönliche Entwicklung? Was sollte sich unbedingt ändern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Studie, die InterVal im Auftrag des Landesjugendamts Sachsen in den Jahren 2023 und 2024 durchführte. Erstmals wurden dabei gezielt Entwicklungsbedarfe in der sächsischen Hilfe zur Erziehung aus Sicht junger Menschen erfasst. Am 12. Dezember 2024 stellte InterVal die Studienergebnisse in der Dreikönigskirche in Dresden einem breiten Fachpublikum im Rahmen einer Fachveranstaltung mit 200 Teilnehmenden vor.

Die Fachveranstaltung wurde unter Federführung des Kinder- und Jugendhilferechtsvereins in Kooperation mit InterVal und dem Landesjugendamt Sachsen organisiert. Unter den 200 Teilnehmenden waren neben Vertreterinnen und Vertretern der freien und öffentlichen Jugendhilfe auch viele junge Menschen aus stationären Jugendhilfeeinrichtungen. Im Anschluss an das Grußwort durch den Leiter des Landesjugendamts, Enrico Birkner, präsentierten Senior Researcher Anne Valtin und Junior Researcher Kristoph Reimann die Studienergebnisse und Handlungsempfehlungen und beantworteten Rückfragen. Im Rahmen einer Fishbowl-Diskussion wurden die Handlungsempfehlungen zusammen mit einigen Studienteilnehmenden sowie Vertreterinnen und Vertretern der sächsischen Kinder- und Jugendhilfe aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und konkrete Zielsetzungen formuliert.

Im Kern der partizipativ angelegten Studie stand eine Befragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (16 bis 27 Jahre), die in Einrichtungen der Jugendhilfe über Tag und Nacht (z. B. Heime, Wohngruppen) leben oder gelebt haben. Diese wurden zunächst mittels Einzel- und Gruppeninterviews zu ihren Erfahrungen in Einrichtungen nach § 34 SGB VIII und mit der individuellen Hilfeplanung nach § 36 SGB VIII befragt. Anschließend wurden im Rahmen eines Workshops zusammen mit den Studienteilnehmenden Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Hilfe zur Erziehung in Sachsen erarbeitet, die sich an verschiedene Adressatinnen und Adressaten richten.

Die Erfahrungsberichte der jungen Menschen zeigten insgesamt, dass neben der Sicherstellung ihrer Grundbedürfnisse vor allem die Qualität der Beziehung zu den sie umgebenden Erwachsenen (z. B. mit Blick auf Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und Bedürfnisorientierung) für ihre persönliche Entwicklung sehr wichtig ist. Dabei verwiesen die Schilderungen auf eine Reihe von strukturellen Defiziten in der Hilfe zur Erziehung im Freistaat Sachsen. Dazu zählten u. a. eine unzureichende Beteiligung in der Hilfeplanung, die Ausübung von Druck zur schnellen Verselbstständigung und eine unzureichende Nachbetreuung, eine mangelnde Sensibilität und problematisches Verhalten seitens des zuständigen Personals in den Einrichtungen und Jugendämtern sowie fehlende Beschwerdemöglichkeiten. Diese Aspekte erschwerten, dass junge Menschen in stationären Einrichtungen ihre Entwicklungsaufgaben (Verselbstständigung, Positionierung und Qualifizierung) erfolgreich bewältigen können. 

Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen sind der Langfassung der Studie zu entnehmen. Zentrale Ergebnisse sind in einer Kurzfassung aufbereitet.

Weitere Informationen zur Studie finden sich hier.