Wissenschaftliche Begleitung der Integrierten Armuts- und Sozialberichterstattung im Land Berlin

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Zum Hintergrund der wissenschaftlichen Begleitung

Die Bekämpfung von Armut stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen dar, insbesondere in städtischen Ballungsräumen wie Berlin. Laut dem Armutsbericht 2024 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weist Berlin die zweithöchste Armutsquote in Deutschland auf, wobei jede fünfte Person von Armut betroffen ist. Armut wird dabei nicht nur als fehlendes Einkommen verstanden, sondern als vielschichtiges Phänomen, das verschiedene Dimensionen des sozialen Lebens und der sozialen Teilhabe umfasst.

Derzeit fehlen im Land Berlin ein ressortübergreifendes, einheitliches Verständnis von Armut sowie eine einheitliche, fundierte Datengrundlage. Mit der erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts soll diese Grundlage geschaffen werden. Sie soll die Möglichkeiten der Berliner Politik verbessern, zielgerichtete Maßnahmen zur Armutsbekämpfung zu entwickeln und deren Wirkung langfristig zu evaluieren.

Über die wissenschaftliche Begleitung

Die wissenschaftliche Begleitung der Integrierten Armuts- und Sozialberichterstattung im Land Berlin (IASB) verfolgt drei Hauptziele:

  1. die Entwicklung eines ressortübergreifenden, einheitlichen Verständnisses der Konzepte Armut, soziale Lage und soziale Infrastruktur,
  2. die Gewinnung differenzierter Erkenntnisse zu diesen Themen, insbesondere auch im Hinblick auf Auswirkungen für betroffene Menschen sowie deren Bewältigungsstrategien im Umgang mit Armut und
  3. die Einbindung relevanter Stakeholder im Prozess der wissenschaftlichen Begleitung, um ein gemeinsames Verständnis zu fördern und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die wissenschaftliche Begleitung der IASB erfolgt mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes, der qualitative und quantitative Methoden kombiniert und sich in drei Module gliedert, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen.

Modul 1: Qualitative Studie

Ziel dieser Studie ist es, durch 20 tiefgehende Interviews die Lebenssituationen verschiedener armutsbetroffener Gruppen in Berlin detailliert zu erfassen. Dabei stehen individuelle und soziale Auswirkungen prekärer Lebenslagen sowie die subjektiven Bewältigungsstrategien der Betroffenen im Mittelpunkt. Die Studie untersucht zudem, inwieweit die Betroffenen über die vor Ort verfügbare soziale Infrastruktur informiert sind, und warum bestimmte Angebote möglicherweise nicht genutzt werden.

Modul 2: Entwicklung eines Indikatorensets

Aufbauend auf den Ergebnissen der qualitativen Studie wird ein bereichsübergreifendes Konzept zur Operationalisierung der Begriffe Armut, soziale Lage und soziale Infrastruktur entwickelt. Hierbei werden bereits existierende Daten und Kennzahlenmodelle des Landes Berlin genutzt und gegebenenfalls ergänzt. Das Ziel ist die Schaffung eines einheitlichen und validen Indikatorensets, das die soziale Lage in Berlin adäquat abbildet.

Modul 3: Organisation des Workshops

Zur Validierung und Überarbeitung des Indikatorensets wird ein Workshop mit relevanten Stakeholdern organisiert. Hier werden die erarbeiteten Indikatoren vorgestellt und diskutiert, um sicherzustellen, dass sie den realen Gegebenheiten entsprechen und praktisch anwendbar sind.

Ausblick

Das Projekt ist auf einen Zeitraum von sechs Monaten angelegt, beginnend im zweiten Quartal 2024 und endend im Dezember 2024. Der finale Bericht des ersten Moduls wird im November 2024, der des zweiten Moduls bereits im September 2024 erwartet. Der Workshop ist für Oktober 2024 geplant, dessen Ergebnisse fließen in die finale Überarbeitung des Indikatorensets ein.