Evaluation des Berufsorientierungsprogramms (BOP)
des BMBFSFJ

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Hintergrund

Das Programm „Förderung der praxisorientierten Beruflichen Orientierung an außerschulischen Lernorten“ (kurz Berufsorientierungsprogramm oder BOP) des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) wurde im Jahr 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert und leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Berufswahlkompetenz von Schülerinnen und Schülern. Dies geschieht in der Praxis über zwei miteinander verknüpfte Maßnahmen zur beruflichen Orientierung: Die Potenzialanalysen und Berufsorientierungstage (BO-Tage). In den Potenzialanalysen lernen Schülerinnen und Schüler ab der 7. Jahrgangsstufe ihre Interessen und Stärken kennen und nutzen diese Information, um in den BO-Tagen in Bildungsstätten passende Berufsfelder zu erkunden. Das BOP soll junge Menschen darauf vorbereiten, ein passendes Schülerpraktikum im Betrieb zu finden. Zu den Zielen des BOP gehört auch, das Interesse der jungen Menschen an einer beruflichen Ausbildung zu erhöhen sowie deren schulische Motivation zu stärken. Darüber hinaus soll ein nahtloser Übergang von der Schule ins Berufsleben gefördert werden.

Das BIBB hat die InterVal GmbH in Kooperation mit der Universität Münster (Prof.in Dr. Driesel-Lange) mit der Evaluation des BOP beauftragt. Die Evaluation hat eine Laufzeit von September 2025 bis Dezember 2026 (Gegenstand der Untersuchung ist der Durchführungszeitraum des BOP seit dem 01.01.2024) und unterscheidet zwei Forschungsaufträge.

Im ersten Forschungsauftrag stehen die Potenzialanalysen und BO-Tage, so wie sie nach der Förderrichtlinie (Punkt 2.1) und den neuen Qualitätsstandards aus dem Jahr 2024 umzusetzen sind, im Vordergrund. Allgemeine Aufgaben der Evaluation sind hier die Implementationsanalyse, Zielerreichungskontrolle, Wirkungsanalyse und Kontrolle der Vollzugs- und Maßnahmenwirtschaftlichkeit. Darüber hinaus sind diese Analysen nach Schulformen zu differenzieren (Erfahrungen zum BOP an Gymnasien) sowie im Vergleich von fünf- oder zehntägigen BO-Tagen.

Nach Punkt 2.2 der Förderrichtlinie können im Rahmen einer Bund-Land-Vereinbarung Anpassungen zu Nummer 2.1 oder ergänzende Maßnahmen zu dem jeweiligen Landeskonzept vereinbart werden, die zur Berufsorientierung beitragen. Im zweiten Forschungsauftrag stehen die systemischen Fragen dieser landesspezifischen Ausgestaltung des BOP im Vordergrund.

Hierzu zählen drei Untersuchungsfelder:

  1. Zusammenwirken von landeseigenen Varianten der Potenzialanalyse und praxisorientierten BO-Tagen gemäß der BMBFSFJ-Qualitätsstandards,
  2. Verwaltungsmodelle und Qualitätssicherung bei landesspezifischer Umsetzung,
  3. Integration von Berufsfelderprobungen verschiedener Lernorte in BO-Landesstrategien und alternative Formate von BO-Maßnahmen. Auf Grundlage der Auswertungen werden Handlungsempfehlungen zur operativen und strategisch-programmatischen Weiterentwicklung des Programms formuliert.

Mixed-Method-Design 

Um zentrale Fragestellungen beider Forschungsaufträge zu beantworten, werden Dokumente, Prozessdaten, Sekundärdaten und der Forschungsstand analysiert und sowohl quantitative Online-Befragungen als auch qualitative Leitfadeninterviews mit relevanten Akteuren umgesetzt und ausgewertet. Die Evaluation bezieht die Perspektiven unterschiedlicher Akteure in die Untersuchung mit ein: Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte (speziell BO-Koordinatorinnen und BO-Koordinatoren), wissenschaftliche Expertinnen und Experten im Bereich der Berufsorientierung, Bildungsstätten und ihre Partner sowie Verwaltung (neben dem BIBB auf Bundesebene auch die für Berufsorientierung zuständigen Ministerien und Behörden in ausgewählten Ländern). Zu ausgewählten Fragen werden auch Kontrollgruppen untersucht (Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler, die im Beobachtungszeitraum nicht am BOP teilnehmen).

Im Rahmen der Evaluation werden folgende Datenerhebungen umgesetzt, wobei sich die thematischen Schwerpunkte je nach Land etwas unterscheiden können:

  1. Online-Befragungen von Schulen: An Schulen, die derzeit am BOP teilnehmen oder die in der Vergangenheit am Programm teilnahmen, wird jeweils eine Lehrkraft (i. d. R. die BO-Koordinatorin oder der BO-Koordinator) zu den Erfahrungen der Schule mit dem BOP beziehungsweise mit alternativen BO-Maßnahmen befragt. Gegenstand sind die Umsetzung an der Schnittstelle von Schule und BOP ebenso wie die Wirkungen der verschiedenen BO-Maßnahmen bei ihren Schülerinnen und Schülern.
  2. Online-Befragungen der Bildungsstätten und ihrer Partner: Die Befragung der Bildungsstätten, fokussiert auf die Frage, wie das BOP konkret umgesetzt wird und welche Erfahrungen sie mit der Anwendung der neuen Qualitätsstandards und neuen Förderrichtlinie (2024) machen. Neben einem Fragebogen, welcher die Perspektiven der Leitungen ebenso wie des anleitenden Ausbildungs- oder weiterem pädagogischen Personals einbezieht werden mit einem zweiten Fragebogen die ggf. eingebundenen Kooperationspartner der Bildungsstätten befragt (beispielsweise akademischen Partner oder solche zur Durchführung von Potenzialanalysen).
  3. Verschiedene Online-Befragungen von Schülerinnen und Schülern: Es werden Schülerinnen und Schüler teils einmal, zweimal oder dreimal zu ihren Erfahrungen mit BO-Maßnahmen befragt. Es werden primär Schülerinnen und Schülern befragt, die an den aus dem BOP geförderten BO-Maßnahmen teilnehmen. Zu Vergleichszwecken werden Schülerinnen und Schülern, für die dies nicht gilt, ebenfalls einbezogen. Die Befragungen decken unterschiedliche Schulformen und Jahrgangsstufen ab.
  4. Qualitative Erhebungen bei verschiedenen Akteuren: Die quantitativen Befragungen von Bildungsstätten und Schulen werden durch qualitative Interviews mit diesen Akteuren ergänzt. Darüber hinaus werden Fragen zur ländereigenen Administration des BOP aus den Perspektiven der Ministerien / des Senats und der vom Land beauftragten Institutionen nachvollzogen werden – wie auch aus der Perspektive der Bildungsstätten und Schulen. Schlussfolgerungen zu Aspekten der Effizienz und Wirtschaftlichkeit werden in einem Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Akteursgruppen reflektiert und validiert.