Evaluation der Begabtenförderprogramme „Weiterbildungsstipendium“ und „Aufstiegsstipendium“ für beruflich Qualifizierte

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Zum Hintergrund

Zwei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Stipendienprogramme bilden den Kern der Begabtenförderung für beruflich Qualifizierte: Das „Weiterbildungsstipendium“ wurde seit dem Programmstart 1991 an rund 164.000 junge Berufseinsteigerinnen und -einsteiger mit besonders erfolgreichem beruflichen Erstabschluss vergeben, um diesen berufsbezogene und -übergreifende Weiterbildungen zu erleichtern, die sie neben ihrer Berufstätigkeit absolvieren. Das „Aufstiegsstipendium“ unterstützt seit 2008 engagierte berufserfahrene Fachkräfte mit und ohne Hochschulzugangsberechtigung bei einem ersten Hochschulstudium, das diese in Vollzeit oder berufsbegleitend absolvieren. Es wurde seither an rund 15.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten vergeben, womit es zu den größten Studienstipendien in Deutschland zählt. 

Über beide Programme werden jährlich neue Stipendien angeboten, die sowohl eine finanzielle als auch eine ideelle Förderung beinhalten, mit dem Ziel, leistungsstarken beruflich Qualifizierten eine volle Entfaltung ihrer Potenziale zu ermöglichen und dadurch einen exzellenten Fach- und Führungskräftenachwuchs zu fördern. Zugleich sollen die Stipendienprogramme die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung stärken und ein wichtiges Zeichen für die Gleichwertigkeit der beiden Bildungswege setzen. Für die Förderung beider Stipendienprogramme stellt das BMBF im Jahr 2023 insgesamt 70,4 Millionen Euro zur Verfügung. Durchgeführt werden die Programme von der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB), beim Weiterbildungsstipendium übernehmen neben der SBB rund 270 Kammern und Stellen die Umsetzung vor Ort. Ausbau und Evaluation der Stipendienprogramme sind Bestandteil der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung.  

Evaluationsfragen

Die InterVal GmbH evaluiert die beiden Förderprogramme „Weiterbildungsstipendium“ und „Aufstiegsstipendium“ im Auftrag des BMBF von November 2023 bis Mai 2025 mit dem Ziel, diese weiterzuentwickeln und zu optimieren. Dabei wird für den Zeitraum 2016 bis 2023 eine Zielerreichungs-, Wirksamkeits- und Wirtschaftlichkeitskontrolle durchgeführt. Im Fokus der Evaluation stehen sechs Arbeitspakete, die jeweils die folgenden konkreten Forschungsfragen beinhalten:

Arbeitspaket 1:           Welche Stärken und Schwächen bestehen bei der Definition von Programmzielen und Zielgruppen? Inwieweit werden Ziele und Zielgruppen erreicht und wie wirken verschiedene Prozesse (z.B. Werbung und Bewerbungsverfahren) auf die Ziel- und Zielgruppenerreichung?

Arbeitspaket 2:           Wie ist die Verteilung der Förderung nach fachlichen Bereichen (z.B. Branchen bzw. Kammern und Stellen) und Regionen, und welche Verteilung ist mit Blick auf die Zielerreichung sinnvoll?

Arbeitspaket 3:           Wie wirkt sich das Bewerbungsverfahren (z.B. Auswahlprozess und Zugangswege) auf die Ziel- und Zielgruppenerreichung aus, und welche Verbesserungspotenziale bestehen diesbezüglich?

Arbeitspaket 4:           Inwieweit ist die finanzielle und ideelle Förderung erfolgreich? Variiert der Erfolg nach Zielgruppen? Was sind Kriterien für eine erfolgreiche finanzielle und ideelle Förderung, und welche Beratungsmaßnahmen werden im Bewerbungsverfahren und während der Förderung angeboten?

Arbeitspaket 5:           Welche Maßnahmen zur Kommunikation, Außendarstellung, Werbung und Information gibt es gegenüber Förderinteressierten sowie Stipendiatinnen und Stipendiaten und inwieweit werden alle Zielgruppen erreicht?

Arbeitspaket 6:           Welche Kosten entstehen durch die Programme, und wie setzen sich diese Kosten zusammen (z.B. Förderung und Administration)? Wie ist das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen?

Evaluationsmethoden

Zur Beantwortung der Evaluationsfragen kombiniert InterVal in einem Mixed-Methods-Design verschiedene Methoden der empirischen Sozialforschung. Folgende Evaluationsmethoden kommen zum Einsatz:

  • Für jedes der beiden Programme werden die übergreifenden und spezifischen Ziele und Zielgruppen bestimmt und geeignete Wirkungsmodelle entwickelt. Auf Basis dieser Modelle werden zudem Indikatoren für die empirische Überprüfung von Ziel- und Zielgruppenerreichung, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit (Effektivität und Effizienz) der Förderung entwickelt.
  • Mittels einer Dokumentenanalyse werden unter anderem Gesetze, Richtlinien, Strategien und weitere Initiativen der Bundesregierung und des BMBF zur Begabtenförderung beruflich Qualifizierter ausgewertet.
  • Im Zuge einer Inhaltsanalyse werden Abschlussberichte zum Aufstiegsstipendium mit Blick auf die subjektiven Erfahrungen der Stipendiatinnen und Stipendiaten analysiert.
  • Auf der Grundlage von Leitfaden-Interviews mit Mitarbeitenden der SBB sowie Vertreterinnen und Vertretern von Kammerorganisationen werden die Effizienz und die Effektivität administrativer Prozessabläufe untersucht.
  • Ein Evaluationsworkshop mit Vertreterinnen und Vertretern der SBB, des BMBF und weiterer in den Bewerbungsprozess involvierter Akteure wird dazu beitragen, Stärken und Schwächen des Bewerbungsverfahrens herauszuarbeiten. 
  • Die Analyse statistischer Daten soll u.a. zeigen, inwieweit die Stipendien erfolgreich abgeschlossen werden, und inwieweit die Programme verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Branchen und Regionen erreichen.
  • Eine Online-Befragung von ca. 120 Kammern und Stellen soll Einblicke geben in das Bewerbungsverfahren sowie in Werbemaßnahmen und Beratungsprozesse.

Die mittels verschiedener methodischer Zugänge gewonnenen Ergebnisse werden im Forschungsprozess fortlaufend aufeinander bezogen und integriert. Auf Basis der verschiedenen Befunde entsteht sukzessive ein multiperspektivisches und umfassendes Bild über Stärken und Schwächen der beiden Stipendienprogramme. Aus den Evaluationsergebnissen werden abschließend Empfehlungen unter anderem dazu abgeleitet, welche Programmteile sich bewährt haben oder weiterentwickelt werden sollten, wie das Bewerbungsverfahren verbessert werden kann und wie das Beratungsangebot und die ideelle Förderung für beruflich Qualifizierte zukünftig ausgestaltet sein sollten.

Ausblick

Bis zum 31. Mai 2024 wird die InterVal GmbH einen Zwischenbericht vorlegen und den finalen Abschlussbericht bis zum 30. April 2025 an das BMBF übermitteln.