Aktivierung und Integration (langzeit-)arbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen

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Zum Hintergrund der Evaluation

Blinde und sehbehinderte Menschen finden auch dann, wenn sie eine bedarfsgerechte berufliche Qualifikation erworben haben, nur sehr schwer Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Vor diesem Hintergrund haben sieben Partnerinstitutionen das Projekt „AKTILA-BS“ ins Leben gerufen, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichsfonds gefördert wurde. Hauptsächliches Ziel von „AKTILA-BS“ war die Erarbeitung eines ganzheitlichen Interventionsansatzes zur (Re-)Aktivierung arbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen. Neben der Entwicklung und Erprobung eines neuen Integrationsprojekts sollten auch ein Mentoring-System sowie Hilfestellungen für Leistungsträger erarbeitet werden. Auf diesem Weg leistete das Projekt einen Beitrag zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit bei schwerbehinderten Menschen. InterVal führte die wissenschaftliche Begleitung von „AKTILA-BS“ durch und nahm damit eine Sonderrolle neben den sonst praktisch arbeitenden Partnern ein.

Über die wissenschaftliche Begleitung

InterVal war über die gesamte Laufzeit mit einer formativen Begleitung an dem Projekt beteiligt. Bereits vor der Konzeptionierung des Integrationsprojektes führten wir eine umfangreiche IST-Analyse durch, welche die unterschiedlichen Erfahrungen von sehbeeinträchtigten Menschen sowie von Unternehmen und Leistungsträgern der beruflichen Rehabilitation und die von auf die Zielgruppe spezialisierten Bildungsträgern zusammenführte. Mit dieser Untersuchung ermittelten wir die hauptsächlichen Vermittlungshemmnisse für blinde und sehbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse dienten im Anschluss der Entwicklung eines geeigneten Integrationskonzeptes für die Zielgruppe, der Entwicklung eines Werkzeugkastens für Leistungsträger und der konkreten Gestaltung des Mentorings im Projekt. Die weitere Prozessbegleitung durch InterVal sah neben der kontinuierlichen Unterstützung durch unsere fachwissenschaftliche Expertise eine umfassende Wirkungsanalyse vor. Methodisch kamen in der wissenschaftlichen Begleitung v. a. problemzentrierte Interviews und Experteninterviews, ein Online-Monitoring-Tool sowie halbstandardisierte Befragungen und Fallstudien vor Ort zum Einsatz.

Ergebnisse

Aus der abgeschlossenen IST-Analyse konnten in 2017 erste konkrete Ansatzpunkte für die Entwicklung des Integrationskonzeptes und für die Entwicklung von Unterstützungsangeboten für die Leistungsträger abgeleitet werden. Als besondere Hürden des Übergangs in Beschäftigung, die das Projekt „AKTILA-BS“ ansprechen sollte, wurden insbesondere die folgenden Punkte ermittelt:

  • Die Mitglieder der Zielgruppe sind auch nach Abschluss einer Maßnahme der beruflichen Rehabilitation nicht immer passgenau qualifiziert und fachlich auf dem aktuellen Stand (z. B. wegen längerer anschließender Arbeitslosigkeit).
  • Sie sind zum Teil nicht ausreichend auf die Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes eingestellt und darauf vorbereitet.
  • Ihnen sind die für sie relevanten Förderregularien teilweise nicht in ausreichendem Maße bekannt.
  • Ihnen mangelt es teilweise an den für eine Arbeitsmarktintegration notwendigen personalen und sozialen Kompetenzen sowie an Selbstbewusstsein.
  • Sie erhalten häufig nicht ausreichend institutionelle bzw. fachliche Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration.
  • Nach Abschluss einer Maßnahme der beruflichen Rehabilitation wird die Arbeitsmarktintegration häufig durch mangelnde Netzwerke und einen Motivationsverlust erschwert.
  • Arbeitgeber erhalten ebenfalls zu selten Unterstützung bei der Einstellung eines blinden oder sehbehinderten Menschen.

Eine ausführliche Darstellung der bis dato veröffentlichten Ergebnisse können Sie dem Zwischenbericht entnehmen, der auf der Seite des BFW Würzburg veröffentlicht wurde.

Das zentrale Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitung lautet: Die Teilnehmenden von „AKTILA-BS“ bildeten eine sehr heterogene Gruppe. Eine größere Zahl von ihnen brachte (teilweise gravierende) persönliche oder psychische Belastungen mit. Für manche dieser Teilnehmenden stellte sich das Ziel „Integration in Arbeit“ gemessen an der individuellen Projektlaufzeit von i. d. R. bis zu zwölf Monaten als zu ambitioniert heraus. Jedoch konnten auch viele dieser Teilnehmenden im Rahmen von „AKTILA-BS“ eine Aktivierung bzw. Stabilisierung erreichen. Die offene Konzeption des Projektes (Wohnortnähe, Freiwilligkeit, offene Auswahl aus Modulportfolio) machte die Begleitung dieser Teilnehmenden allerdings wesentlich aufwändiger als erwartet und erforderte teilweise Unterstützungsleistungen, die im ursprünglichen Projektkonzept nicht vorgesehen waren. Konkrete Empfehlungen für die Förderung konnten abgeleitet werden.

Die Ergebnisse können Sie in unserer Publikation nachlesen.

Publikation

  • Kroos, D. / Sommer, J. / Meyer, St. / Karato, Y. (2020). AKTILA-BS – Aktivierung und Integration (langzeit-)arbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen. Endbericht. Berlin.

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